I. Vorbemerkung
Ein Grund für diese kurze, nur übersichtsartige Betrachtung ist einerseits der auf diesen Artikel im Blog folgende Artikel (hier), für den diese einen gewissen Hintergrund bieten kann, andererseits aber zwei Erfahrungen:
Vor Jahren geschah es mir, daß ich plötzlich – trotz inhaltlicher Ablehnung der Thesen, deren Perspektive plötzlich meine zu beeinflussen schien – auf eine Möglichkeit kam, die eddischen Schöpfungsmythen zu interpretieren, die sich plötzlich überraschend überzeugend darstellte, aber die ich mir nicht zu eigen machen wollte. Ich distanzierte mich daraufhin bewußt von Faktoren, die zu diesem Einfluß führten.
Unlängst ist es mir ähnliches geschehen: Eine von mir zuvor in einem Gespräch (und auch sonst) abgelehnte und nicht wirklich verständlich erscheinende Perspektive schien sich plötzlich energetisch „auf mich hin“ zu bewegen und eröffnete mir plötzlich die Möglichkeit, die von Vertretern dieser Perspektive empfundene „Schlüssigkeit“ selbst zu „erfahren“ (nachzuerleben?). Dies war nur ein Moment, ich ließ dieser Perspektive nicht zu der meinen werden. Aber es ließ mich darüber nachsinnen, inwieweit nicht zumindest ein Teil der Gründe, warum es gerade insbesondere in den USA, aber ansatzweise auch in anderen Gesellschaften, eine relativ große Spaltung der Gesellschaft in ganz konträre, aber stark empfundene Überzeugungen gekommen sein mag.
Aus diesen Überlegungen ist dieser kurze Abriß erwachsen.
II. Einige kurze Erwägungen
Es kann also anscheinend geschehen, daß man nach einem Gespräch mit jemandem plötzlich gewahr wird, daß dessen Perspektive merkwürdig überzeugend erscheint. Dies kann auf unterschiedliche Weise und vermutlich aus unterschiedlichen Gründen geschehen.
1. Denkbar ist natürlich, daß man schlichtweg zu dem Schluß oder jedenfalls zu der Erkenntnis gelangt ist, daß der andere recht hat.
2. Aber ich halte es auch für denkbar, daß der andere vielleicht einfach, beabsichtigt oder unbeabsichtigt, suggestiv wirkt. Hierbei ist es sowohl möglich, daß dies auf Seiten des Suggerierenden bewußt, aber auch, daß es unbewußt geschieht.
Voraussetzung ist vermutlich – dies ist nur eine Hypothese, man müßte noch einmal Werke bzw. Erkenntnisse auf psychologischem, spirituellen und v. a. hypnotischem Feld zur Überprüfung heranziehen – zumindest eine gewisse, bewußte oder weniger bewußte, Bereitschaft, sich auf das Suggerierte einzulassen, wozu u. U. vermutlich auch gedankliche und emotionale Tendenzen, die bereits im eigenen Energiefeld sind, beitragen können.
3. In Zeiten der Zuspitzung von Gegensätzen, von verstärkter Gruppenbildung und der Konjunktur von „Verschwörungstheorien“ erscheint es mir jedoch auch möglich, daß, sei es im Zusammenwirken mit den unter 1. und 2. beschriebenen Möglichkeiten (dann muß man möglicherweise besonders aufpassen, das zu erkennen), sei es alleine, sogenannte „Attraktorfelder“ zum Tragen kommen.
Dr. David Hawkins spricht über diesen Begriff in seinen Werken, u. a. in „Power vs Force. The Hidden Determinants of Human Behavior.“ Es seien Felder im Bereich des Bewußtseins selbst, die die menschliche Existenz bestimmten und daher Inhalt, Bedeutung und Wert definierten und als organisierende Energien für weitverbreitete Muster menschlichen Verhaltens dienten. (1) Hier läßt sich auch eine Korrelation zu den von Rupert Sheldrake erörterten „morphogenetischen Feldern“ (2) erkennen. (3)
Gehen wir von der Existenz solcher Felder aus, dann läßt sich erklären, wie einem vom einen Blick auf den anderen plötzlich etwas als einleuchtend erscheinen mag, was einem zuvor als nicht schlüssig erschien bzw. was man nicht einmal in Betracht zog. So ließe sich u. U. auch erklären, wie man diese Perspektive dann plötzlich wieder aufgeben kann, wenn der Einfluß dieses Feldes schwindet bzw. man sich aus ihm und / oder seinem Einflußbereich entfernt.
4. Ich frage mich, inwieweit auch Empathie ein Einflußfaktor sein kann, insbesondere, falls man sehr empathisch ist und einen die entsprechenden Wahrnehmungen sozusagen „überrollen“. Denkbar erschiene mir, daß dieser Faktor sowohl alleine als auch in Verbindung mit anderen hier genannten Faktoren wirken könnte.
5. Zuletzt, u. U. im Zusammenwirken mit 3., ließe sich in bestimmten Fällen und je nach Sachlage, auch nach der Rolle der Archetypen fragen, wie sie C. G. Jung beschreibt.(4) Hier wäre im geschichtlichen Kontext etwa an die Wirkung von archetypischen Symbolen ebenso wie an die Wirkung von Archetypen über bestimmte Personen zu denken.
III. Folgerungen und abschließende Betrachtung
All diese Faktoren können also eine Rolle spielen bei der Bildung, Übernahme, Aufrechterhaltung oder Aufgabe von Perspektiven und Glaubenssätzen.
Nicht jede Perspektive folgt unbedingt aus einem Glaubenssatz, aber Glaubenssätze können Perspektiven prägen. Je nach Persönlichkeit und Einflußfaktor halte ich einen Einfluß der genannte Faktoren sowohl auf Glaubenssätzen als auch (sei es direkt oder indirekt) Perspektiven denkbar.
Es ist darum sehr wichtig, sich der möglichen Wirkung dieser Mechanismen bewußt zu sein, wenn man im Gespräch mit jemandem ist und versucht, die Wahrheit über etwas herauszufinden, sei es in jenem Gespräch, sei es für sich.
Anmerkungen
(1) Hawkins, David R.: Power vs. Force: The Hidden Determinants of Human Behavior, author’s Official Revised Edition . Veritas Publishing. Kindle-Version, um Pos. 190.
(2) S. Sheldrake, Rupert: A New Science of Life (1981), deutsch: Das schöpferische Universum. Die Theorie des morphogenetischen Feldes. (1983) (Deutsche Neuauflage 2008).
(3) Vgl. Hawkins, a. a. O., um Pos. 715.
(4) Vgl. die hier im entsprechende Abschnitt genannten Werke.
© 2021 by A. M. · Version 1.1 vom 16. Februar 2021.
2 Gedanken zu „Suggestion, Attraktorfelder und Glaubenssätze“